~ Persönlichkeit einfach erklärt ~                     

STARTSEITE     PERSÖNLICHKEITSTEST     TYPENTEST BUCH     ÜBER DEN TYPENTEST     BLOG & NEUIGKEITEN
 

Die Funktionen nach Jung
 
In dieser Rubrik geht es um die Funktionen nach Carl Gustav Jung. Es wird ein alternatives Modell vorgeschlagen, dass mit modernen Erkenntnissen vereinbar ist und aufgezeigt, warum das veraltete Funktionsmodell nach MBTI nicht funktioniert*.

Wer hier nur Bahnhof versteht, liest am besten Was ist der Typentest? oder die Geschichte der Typologie.

Auf dieser Seite:
Alternatives Typentest-Modell nach Jung

Fehlerhaftes Funktionsmodell des MBTI


Hintergrund

Die ursprüngliche Grundlage der Typologie bilden die Funktionen von C.G. Jung. Eine Funktion ist laut Jung quasi unser Basisverhalten. Wie wir Dinge grundlegend wahrnehmen und darauf reagieren. Zumindest in der Theorie.

1921 hat C.G. Jung seine Erkenntnisse zu "Psychologischen Typen" veröffentlicht. In diesem Buch beschrieb er vier grundsätzliche, so genannte Verhaltens-Funktionen: Denk- und Fühltypus, sowie Intuitiv- und Empfindungstypus. Nach seiner Vorstellung war jede dieser Verhaltens-Funktionen entweder Extrovertiert oder Introvertiert ausgerichtet, macht also 8 Typen bzw. Funktionen.

In der heutigen Psychologie und Wissenschaft spielen diese Funktionen jedoch keine Rolle mehr. Sie waren zwar die Grundlage für vieles, z.B. war Jung der Erste, der die Begriffe Extraversion und Introversion benutzte, sind aber heute veraltet. Extrovertiert, Introvertiert und Intuition werden heute etwas anders definiert. Daher werden Jungs Funktionen im Typentest nicht mehr genutzt. Genaueres dazu siehe unten.

Viele finden jedoch auch heute noch Gefallen an Jungs Theorien, vor allem an der Annahme, dass jeder Mensch eine oder zwei besonders stark ausgeprägte Eigenschaften hat, die sein grundlegendes Verhalten bestimmen.

Daher hier eine Alternative, Jungs Funktionen so zu interpretieren, dass sie auch mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Persönlichkeit vereinbar sind:
 

Alternatives Typentest-Funktionsmodell nach Jung:

Nach der Theorie von Jung hat jeder Mensch eine Hauptfunktion und eine zweite, untergeordnete Funktion . Das kann man sich in etwa so vorstellen wie beim einem Schiff:

Die Hauptfunktion ist der Kapitän, der ansagt wo es lang geht.

Die zweite Funktion ist der erste Offizier, der zwar immer noch viel zu sagen hat, aber sich erst einmal nach dem Kapitän richten muss.

Wer an diesem alten Modell von Jung festhalten will, der kann es auf eine neue Weise interpretieren, die mit den Erkenntnissen der aktuellen Persönlichkeitsforschung vereinbar ist:

Die Hauptfunktion wird danach bestimmt, welche Eigenschaft am stärksten ausgeprägt ist (z.B. durch einen Test oder Selbsteinschätzung). Das kann JEDE der acht Eigenschaften sein (Extrovertiert-Introvertiert, Praktisch-Theoretisch, Hart-Kooperativ, Geplant-Spontan).

Ist bei einem EPHG z.B. Extroversion die am stärksten ausgeprägte Eigenschaft, so ist dies die Hauptfunktion. Genauso können es bei ihm aber auch die Eigenschaften Praktisch, Hart, oder Geplant sein, wenn eine dieser am stärksten ausgeprägt ist. Oder bei einem anderen Typ jede der anderen Eigenschaften.

Die zweite Funktion wird danach bestimmt, welche Eigenschaft am zweitstärksten ausgeprägt ist. Dies kann ebenso jede Eigenschaft sein, z.B. Geplant bei unserem EPHG Beispiel von oben.

In unserem Beispiel haben wir also einen EPHG, dessen stärkste Ausprägungen Extroversion, also aus sich heraus gehen, und Geplantes, zielgerichtetes Handeln sind. Diese Ausprägungen sind deutlich in seiner Persönlichkeit verankert und auch deutlich in seinem Verhalten sichtbar (da sie seine stärksten Ausprägungen sind).
Das Praktische Denken und das Harte Interagieren sind dagegen nur weniger stark ausgeprägt bei ihm, und somit untergeordnete (quasi 3. und 4.) Funktionen.
Unbewusste Funktionen sind dann diejenigen Eigenschaften, die das Gegenteil des Testergebnisses darstellen, z.B. Introvertiert, Theoretisch, Kooperativ und Spontan beim EPHG - Beispiel.

Weitere Beispiele für dominante Funktionen wären z.B. ITKS, ETHG oder IPHG.

Auf diese Weise ergeben sich 6 verschiedene Kombinationen pro Typ.

Oder sogar 16, wenn man bei jedem Typ nur Eigenschaften als besonders ausgeprägt wertet, wenn diese auch wirklich hoch ausgeprägt sind. Das können dann auch null, eine, drei oder alle vier Eigenschaften sein. Gesteht man nun einem Typ des weiteren auch zu, Eigenschaften in denen er nicht sicher zu einer Seite tendiert mit einem "X" zu markieren, gibt es 81 Kombinationen pro Typ. Mehr dazu im Blog hier.
 

Vorteil:
Dieses individuelle Modell ist nicht nur sehr einfach zu handhaben, sondern hat im Vergleich zum Jungschen/MBTI-Modell den klaren Vorteil, das hier nicht nach einem festen Schema die Persönlichkeit (falsch) interpretiert wird, sondern individuell nach den tatsächlichen Prioritäten/Hauptfunktionen einer Person.
Denn das ist genau das worum es in der Persönlichkeitsforschung geht: Gemeinsamkeiten und individuelle Unterschiede des Menschen zu beschreiben. Das ist mit diesem Modell möglich.

Siehe auch Blogartikel dazu:
- Individuelle Typen – eine Alternative zu den Funktionen
oder Eine Idee für neue Typen

 

Folgendes ist für Experten gedacht, die dass Funktionsmodell vom MBTI kennen:

Fehlerhaftes Funktionsmodell des MBTI

Im MBTI (und Sozionik /Socionics) wurden Jungs acht Grundfunktionen später erweitert und auf andere Weise interpretiert. Es wurde eine Theorie über ein festes Set von Funktionen mit einer festgelegten Reihenfolge von 1 bis 4 entwickelt.

Allerdings ist diese Theorie sehr realitätsfern und funktioniert in der Praxis nicht wirklich: da es immer eine festgelegte Reihenfolge der Funktionen gibt, bei der das individuelle Testergebnis einer Person (also die jeweilige Stärke der acht Eigenschaften) überhaupt nicht berücksichtigt wird, stimmt dieses System nur selten mit der wirklichen Persönlichkeit überein, bzw. nur wenn man die Persönlichkeit dem Modell anpasst, statt umgekehrt.

Die Funktionen nach C.G. Jung & MBTI sind also lediglich psychologische Interpretationen, keine Fakten: Jung hat sie aufgrund von Beobachtungen, Anekdoten und Eingebungen entwickelt. Studien und Untersuchungen sprechen ganz klar dafür, dass es sie in der in der menschlichen Persönlichkeit nicht wirklich gibt*. Kurz gesagt:
Ihre Aussagen treffen nicht ein, in der Praxis funktionieren sie nicht.

Ich habe mehrere Blogartikel dazu geschrieben, in denen ausführlich erklärt wird, warum die Funktionen nicht so wie von Jung und MBTI angenommen funktionieren, inkl. Quellangaben zu den entsprechenden Studien:

- Die Funktionen nach C.G. Jung - Fakt oder Interpretation?
- Jung & MBTI - der Irrtum von Funktionen und Typdynamik

Hier findet sich deshalb absichtlich keine ausführliche Erklärung, wie das Funktionsmodell des MBTI funktioniert. Denn dieses komplizierte, veraltete Modell sorgt für mehr Verwirrung als Klärung und gibt einen falschen Eindruck der Persönlichkeit wieder.
Leider werden die Funktionen dennoch von vielen MBTI-Autoren bis heute verwendet, da sie eine vermeintliche Erklärung dafür liefern, wie die menschliche Persönlichkeit funktioniert. Ich selbst habe mich früher lange damit beschäftigt, aber schließlich eingesehen, dass deren Aussagen in der Praxis einfach nicht zutreffen. Das Modell der MBTI-Funktionen verbiegt und interpretiert die Realität so, dass sie auf das Modell passt, statt umgekehrt.

Von Reynierse und Harker wurde 2008 kritisch untersucht in wie fern die Funktionen bzw. die so genannte Typdynamik im MBTI der Realität entsprechen. Ihre Ergebnisse aus insgesamt sechs Studien hat Reynierse 2009 in der Zusammenfassung “The case gainst type dynamics” präsentiert und ein alternatives Modell vorgeschlagen. Er klärt darin ob die Funktionen ein reines Gedankenkonstrukt sind, das nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun hat. Oder entspricht die Funktionstheorie der Realität, und entsprechen die Aussagen die dort gemacht werden der tatsächlichen Persönlichkeit und dem tatsächlichen Verhalten von Menschen? Stimmt die Reihenfolge der Funktionen (Haupt-, Neben- usw.) mit den tatsächlichen Ausprägungen in der Persönlichkeit einer Person überein, und stimmen die Aussagen, die die Funktionen über das Verhalten einer Person machen? Das klare Ergebnis der Studien: Nein. Die Aussagen der Funktionen treffen in der Realität nicht ein:

Laut Reynierse hält die Funktionstheorie nicht einmal ihrer eigenen internen Logik stand, hat eklatante Fehler in ihrem Aufbau, ist in keiner Weise wissenschaftlich fundiert, basiert rein auf Anekdoten, entspricht nicht der Jungschen Theorie, verwurstet Dinge die nicht zusammengehören und verschlimmbessert dadurch die Theorie der acht Eigenschaften und 16 Typen.
Das hört sich hart an, ist aber alles einwandfrei begründet, nachvollziehbar und verständlich (und bestätigt mich in meiner persönlichen Erfahrung und anderen Studien die ich dazu gelesen habe).

Die Ergebnisse im Detail: es konnte für keinen der 16 Typen bzw. für keines der Funktionskonstrukte ein Zusammenhang zwischen der angeblichen, festen Reihenfolge der Funktionen und den tatsächlichen Ausprägungen in der Persönlichkeit der Testpersonen festgestellt werden. Die Beschreibungen der dominanten Funktionen stimmten nicht mit den tatsächlichen Persönlichkeitseigenschaften der getesteten Personen überein. Im Gegenteil: die Aussagen der Funktionen waren teils sogar schlechter als das Zufallsprinzip. Die festgelegte Reihenfolge der Funktionen (1.,2.,3.,4.) trat bei insgesamt 540 Testergebnissen nur ein einziges Mal(!) so auf, wie sie laut MBTI angeblich ist. Allein das sagt alles über die Realitätsferne der Funktionstheorie.
Betrachtet man nur einen Teil davon, z.B. das die dominante Funktion stärker ausgeprägt sein sollte als die 2.te, oder die 3.te stärker als die 4.te, dann traten diese Effekte bei 92 von 540 Tests auf. Die umgekehrte Reihenfolge trat dagegen 104 mal auf, also häufiger als die angeblich Richtige…
Es konnten auch keine Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften festgestellt werden, wie sie laut den Funktionen existieren sollten (z.B. Extrovertiertes Praktisches, Geplantes denken als Hauptfunktion). Judging (Geplant) und Perceiving (Spontan) hatten keinerlei Zusammenhänge mit Extroversion und Introversion, so wie es sie laut den Funktionen geben müsste.

Warum ist das Ergebnis so vernichtend? Weil die Beschreibungen der Funktionen und Typdynamik (im Gegensatz zu den acht Eigenschaften) rein auf Anekdoten und persönlichen Erfahrungen der jeweiligen Autoren basieren. Diese Anekdoten sind allerdings nichts anderes als Interpretationen und persönliche Meinungen, die nicht viel mit der Realität zu tun haben, sondern im Gegenteil die Realität so interpretieren, dass sie auf die Funktionstheorie passt, statt umgekehrt.

Im Klartext: die Beschreibungen der Funktionen und ihre Reihenfolge stimmen nicht. Sie haben kaum etwas mit der realen Persönlichkeit zu tun.

Warum nicht stattdessen ein Modell verwenden, das sich der Realität anpasst? Das nicht nach einer veralteten Schablone funktioniert, sondern das die echte, individuelle Persönlichkeit eines Menschen wiedergibt!
Ein alternatives Modell, dass die Funktionen nicht nach einer festen Formel für jeden Typ berechnet (wie im MBTI), sondern nach dem jeder Mensch und jeder Typ ein eigenes, individuelles Set an Funktionen hat. Dieses wird ganz simpel danach festgelegt, welche Eigenschaft am Stärksten ausgeprägt ist. Es hat den Vorteil, dass niemand in ein festgelegtes Set an Funktionen gepresst wird (das sowieso falsch ist), sondern diese selbst individuell nach seinen tatsächlichen Ausprägungen bestimmt.

Siehe oben Alternatives Typentest-Modell nach Jung.
 

*Quellen: Reynierse, James H, The case against type dynamics, Journal of Psychological Type, 2009
 

STARTSEITE  

Weitere Persönlichkeits-Themen: Depression, Altruismus, Lethargie, Kreativität


 
  
INFOS ZUM TYPENTEST  ? HÄUFIGE FRAGEN    EIGENSCHAFTEN  TYPENTEST BLOG

ENFP ENFJ INFP INFJ ENTP ENTJ INTP INTJ
ESTP ESFPISTPISFP ESTJ ESFJ ISTJISFJ