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Einsamkeit verstehen und überwinden

Einsamkeit bedeutet nicht, allein zu sein, sondern sich allein zu fühlen.

Auf dieser Seite findet sich eine Erklärung der Hintergründe sowie Hilfe und Tipps gegen Einsamkeit.

Einsamkeit ist das, was man fühlt: Einsamkeit heißt nicht, dass wir tatsächlich alleine sind, sondern das wir uns alleine fühlen. Unabhängig davon, ob wir Kontakt mit anderen Menschen haben oder nicht. Man kann sich einsam fühlen, obwohl man ständig unter Menschen ist, oder andererseits kaum Kontakt mit Menschen haben, aber trotzdem keine Einsamkeit verspüren.

Hintergründe der Einsamkeit

So gut wie jeder Mensch kennt das Gefühl der Einsamkeit und fast alle Menschen haben oder hatten Phasen von Einsamkeit. Am häufigsten treten diese in der Jugend und im hohen Alter auf. Schätzungen zu Folge leidet fast jeder Fünfte jedoch an dauerhafter Einsamkeit. Die Einsamkeit ist in diesen Fällen das bedrückende Gefühl, dass wir nicht die Menge oder die Tiefe und Qualität an sozialen Kontakten haben, die wir gerne hätten.

Wenn wir uns nicht mit anderen verbunden fühlen bzw. diese Verbundenheit nicht in dem Maße haben, wie wir sie brauchen, dann beeinflusst uns dies nicht nur geistig und emotional, sondern auch körperlich mit negativen Symptomen. Die Einsamkeit kann für Betroffene emotional sehr schmerzhaft sein und äußerst sich als Durst nach sozialen Kontakten und bedeutungsvoller Geselligkeit, der nicht gestillt wird.

Chronische Einsamkeit begünstigt die Entwicklung von diversen Erkrankungen, von ungesundem Verhalten - z.B. ungesundes Essen oder Alkoholkonsum - kann die Schlafqualität und nachgewiesenermaßen sogar die allgemeine Lebenserwartung verringern. In vielen Studien* hat sich ebenfalls gezeigt, dass Einsamkeit mit Persönlichkeitsstörungen und Depressionen zusammenhängen kann. Die Auswirkungen von Einsamkeit auf die Gesundheit sind daher nicht zu unterschätzen. Im hohen Alter beeinflusst Einsamkeit zudem die geistige Leistungsfähigkeit und diverse Demenzerkrankungen negativ.

Warum Einsamkeit so negativ auf uns wirkt: der Mensch ist ein sehr soziales Tier und benötigt die Gesellschaft von anderen. In der menschlichen Entwicklungsgeschichte war das Überleben in Gruppen immer einfacher als alleine, weshalb die Evolution dafür gesorgt hat, dass es uns automatisch und ganz natürlich zu anderen Menschen hinzieht - da unsere Überlebenschancen in Gesellschaft anderer besser sind. Beziehungen zu anderen Menschen sind dermaßen wichtig für uns, dass wir selbst zu fiktionalen Charakteren in Büchern, Filmen oder Spielen eine gewisse Nähe aufbauen können, obwohl es diese nicht real gibt.

 

Kreislauf der Einsamkeit

Das Einsamkeitsmodell nach John Cacioppo zeigt, wie chronische Einsamkeit entsteht:

Wenn wir uns einsam fühlen (unabhängig davon, ob wir tatsächlich einsam sind), werden wir unter anderem unsicher, ängstlich, gestresst, pessimistisch und haben ein geringeres Selbstbewusstsein. Wir sind dann aufmerksamer gegenüber möglichen sozialen Bedrohungen und negativem Verhalten anderer Menschen. Wir interpretieren unser soziales Umfeld negativer und bedrohlicher, als dies nicht-einsame Menschen machen, sind auf der Hut vor negativem Verhalten und erwarten dadurch automatisch negative soziale Erlebnisse. Durch diese Erwartungshaltung verhalten wir uns gegenüber anderen Menschen entsprechend anders, distanzieren uns und kreieren so einen Kreislauf der Einsamkeit, der sich selbst antreibt, eine Selbsterfüllende Prophezeiung. Im Extremfall kann es durch die andauernde Angst sich peinlich zu Verhalten oder vor negativer Reaktionen anderer zu einer sozialen Phobie kommen.

Einsamkeit ist daher oft die Reaktion auf die Angst vor negativer sozialer Beurteilung. Eine extreme Reaktion auf diese und andere Ängste findet sich im rein japanischen Phänomen der Hikikomori: das sind Menschen, die über Monate oder gar Jahre hinweg ihr Zimmer nicht mehr verlassen, während sie von ihrer Familie versorgt werden. Die Einsamkeit bestimmt ihr komplettes Leben. Aber wie weiter oben erklärt, kann man sich auch einsam fühlen, obwohl man unter Menschen ist. Nämlich wenn die Beziehungen zu diesen nicht die Bedeutung haben, die man gerne hätte. Doch dagegen lässt sich etwas machen.

Hilfe gegen Einsamkeit

Das Wichtigste im Voraus: Behandeln Sie Einsamkeit und Gefühle von Ausgeschlossenheit oder Zurückgewiesenheit genauso, wie andere Bedürfnisse: wenn Sie Hunger haben, essen Sie und wenn Sie Durst haben, trinken Sie. Wenn Sie einsam sind, nehmen Sie Kontakt mit anderen Menschen auf! Akzeptieren Sie die Einsamkeit nicht, sondern unternehmen Sie aktiv etwas, um dieses Bedürfnis zu füttern. Unterschätzen Sie nicht die negativen Effekte von Einsamkeit (siehe oben) und werden Sie aktiv. Folgende Tipps können dabei helfen:

Wenn Sie Probleme mit der Kontaktaufnahme zu anderen Menschen haben, helfen Ihnen die folgenden Tipps gegen Schüchternheit sicher weiter.

Noch umfangreichere Tipps zum Thema schüchtern sein finden Sie in der Rubrik zu Schüchternheit .

Weiterführend
 

Die Hintergründe von Einsamkeit und ihre wissenschaftlichen Zusammenhänge werden hervorragend erklärt im Buch Einsamkeit: Woher sie kommt, was sie bewirkt, wie man ihr entrinnt vom führenden Experten für Einsamkeit, John Cacioppo.
 


In meinem Buch Menschenkenntnis - der große Typentest geht es um unsere komplette Persönlichkeit, inkl. der Teile die hauptsächlich mit Einsamkeit zusammenhänge: Introvertiertes Verhalten und emotionale Empfindlichkeit.

Ähnliche Themen:
Lethargie, Prokrastination, Hochsensibilität, Neurotizismus
 

*Wissenschaftliche Quellen:
Zusammenfassung vieler Studien und Überblick über das Forschungsthema Einsamkeit:
Louise C. Hawkley, John T. Cacioppo; Loneliness Matters: A Theoretical and Empirical Review of Consequences and Mechanisms; 2010, Link

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