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Soziale Phobie

Eine soziale Phobie ist eine Angststörung. Ihr zentrales Merkmal ist die Angst, sich in der Gegenwart anderer Personen peinlich zu verhalten oder von ihnen negativ bewertet zu werden.

Sozialphobie kurz erklärt

Aus der Angst vor negativer Bewertung durch andere Menschen resultieren bei Betroffenen psychische und körperliche Reaktionen, wie z.B. Schwitzen, Zittern, allgemeines Unwohlsein, Panik, Atemnot, Schwindel, Beklemmung und vieles mehr. Das liest sich nicht nur unangenehm, sondern ist für Betroffene ein meist quälender Zustand, der dazu führt, dass sie soziale Begegnungen soweit möglich vermeiden oder im Extremfall sogar komplett einstellen.

Die Ursachen für eine soziale Phobie finden sich hauptsächlich in den Genen. Menschen mit einer Veranlagung hierfür erkranken etwa dreimal häufiger daran als Menschen ohne entsprechende Veranlagung. Auslöser können unter anderem Erfahrungen oder angelerntes Verhalten sein, vor allem angelerntes Vermeiden von unangenehmen sozialen Situationen.

Eine Sozialphobie erkennen

Eine entsprechende Diagnose sollte nur ein Arzt oder Psychologe vornehmen. Eine ungefähre Einschätzung können jedoch folgende Fragen bieten:

Wird die Mehrzahl dieser Fragen mit "Ja" beantwortet, gibt dies einen Hinweis darauf, dass eine soziale Phobie vorliegen könnte. Eine richtige Diagnose sollte allerdings von einem Fachmann vorgenommen werden.

Verwandte Persönlichkeitseigenschaften

Eine Metastudie aus dem Jahr 2010* untersuchte 175 einzelne Studien zum Thema Störungen, Ängste und Persönlichkeit und fasste deren Erkenntnisse zusammen. Soziale Phobie hat demnach deutliche Zusammenhänge mit folgenden drei normalen Persönlichkeitseigenschaften.

(Die Persönlichkeit einschätzen lässt sich mit dem kurzen Typentest oder dem wissenschaftlichen Test im Typentest Buch.)

  1. Neurotizismus.
    Neurotizismus beschreibt die Empfindlichkeit gegenüber negativen Emotionen. Wie leicht wir unsicher, ängstlich oder verärgert werden. Menschen mit hohem Neurotizismus haben eine dünne Haut und sind anfälliger für negative Einflüsse. Menschen mit niedrigem Neurotizismus haben eine dicke Haut und lassen sich nicht so leicht aus der Bahn werfen.
    Hohen Neurotizismus findet man bei nahezu allen Persönlichkeitsstörungen und Angsterkrankungen. Auch bei sozialer Phobie spielt er eine deutliche Rolle. Er sorgt dafür, dass die Betroffenen ihr Selbstwertgefühl ständig anzweifeln, sich anderen unterlegen fühlen und denken, sie stünden unter Beobachtung bzw. Beurteilung durch andere. Die Empfindlichkeit gegenüber negativen Kommentaren und negativem Verhalten anderer Menschen ist durch den Zusammenhang der Sozialphobie und hohem Neurotizismus extrem gesteigert. Dies beinhaltet auch wiederkehrende und meist irrationale Ängste vor sozialen Begegnungen, die auf realen Erfahrungen fußen können, aber nicht zwangsweise damit zu tun haben müssen.
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  2. Extraversion
    Extrovertierte Menschen sind kontaktfreudig und energiegeladen, introvertierte zurückhaltend und ruhig. Menschen mit sozialer Phobie zeigen einen Hang zu Introversion. Dazu, ihre Energie mehr auf sich selbst zu richten als auf die Menschen in ihrer Umgebung.
    Hier kann es sowohl vorkommen, dass eine Person bereits vor der sozialen Phobie introvertiert war (was ein ganz normaler, gesunder Charakterzug ist) oder erst durch die Auswirkungen der Sozialphobie (weniger Kontakt mit anderen, geringerer Drang nach sozialen Aktivitäten) introvertiert geworden ist.
    Eine abgeschwächte Version der Kombination von introvertiertem Verhalten und einer sozialen Phobie ist Schüchternheit: Schüchterne Menschen fühlen sich gehemmt und unsicher im Umgang mit anderen Menschen und wissen oft nicht, wie sie sich im sozialen Umgang verhalten sollen. Schüchternheit kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein - von kleinen Auswirkungen in bestimmten Situationen bis hin zu extremer Schüchternheit in allen Interaktionen mit Menschen - ist aber generell nicht so extrem wie eine Sozialphobie. Daher kann Schüchternheit im Gegensatz zur Sozialphobie meist auch mit etwas Anstrengung von der Person selbst überwunden und abtrainiert werden (Anleitung: Schüchternheit überwinden). Bei einer Sozialphobie ist dies nicht einfach möglich. Der Übergang von starker Schüchternheit zu einer leichten sozialen Phobie ist fließend.
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  3. Gewissenhaftigkeit
    Gewissenhaftigkeit beschreibt, wie zielstrebig und kontrolliert jemand seinen Alltag, seine Arbeit und sein Leben im allgemeinen angeht. Beziehungsweise bei niedriger Gewissenhaftigkeit, wie locker, unkontrolliert oder gar chaotisch die Person durchs Leben geht.
    Der Zusammenhang zu einer sozialen Phobie entsteht dadurch, dass Menschen die unter dieser leiden, ein Stück weit die Kontrolle über ihre Emotionen verlieren und bedingt dadurch auch die Kontrolle über ihr Sozialleben und damit einen wichtigen Teil ihres Lebens. Sie können sich dadurch nicht mehr so zielorientiert oder kontrolliert verhalten, wie sie es vielleicht gerne würden.
    Ein weiterer Teil der sozialen Angst hat meist mit Vermeidungsverhalten zu tun. Geplante Vorhaben und Aktionen werden vermieden, um den dadurch eventuell entstehenden negativen Emotionen zu entgehen, statt sich diesen zu stellen. Auch dadurch wird ein Stück weit die Kontrolle und Planbarkeit aufgegeben.

In der Persönlichkeit macht sich eine soziale Phobie meist durch eine Kombination aus gesteigertem Neurotizismus, introvertierter Ausrichtung und niedriger Gewissenhaftigkeit bemerkbar.

Weiterführende, verwandte Themen und Links:

*Quelle zur Studie: Kotov, Roman, et al. "Linking “big” personality traits to anxiety, depressive, and substance use disorders: a meta-analysis." Psychological bulletin 136.5 (2010): 768. PDF
 

Weiterführend

In meinem Buch Menschenkenntnis - der große Typentest wird aufgezeigt, worauf die eigenen problematischen Verhaltensweisen denn eigentlich beruhen, und wie diese ihren Ursprung in der menschlichen Evolution und ursprünglich einmal nützlichen Eigenschaften haben.

 

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